Mittwoch, 22. Januar 2014

Travelling // Wellington

Nach den zwei Wochen Farmleben in Taihape waren Sarah und ich ziemlich froh, mal wieder rauszukommen aus Tierställen, Gewächshäusern und Arbeitshosen. Stattdessen ging es nämlich zurück in die Zivilisation, in Neuseelands windige Hauptstadt Wellington, wo wir die letzte Woche des alten Jahres verbrachten. Unser vorläufiger Plan war ja, dort einen Job zu finden und bis zu 8 Wochen zu bleiben. Also druckten wir unsere Lebensläufe und gingen durch ein paar Hostels, um fürs Erste nach einem Work for accomodation Platz zu suchen. Von anderen Backpackern haben wir mehrmals gehört, dass es praktisch unmöglich ist, um diese Zeit und ohne brauchbare Arbeitserfahrungen einen Job in der Großstadt zu bekommen. Naja, wie dem auch sei, Sorgen machen brauchen wir uns eigentlich nicht. Denn wir wissen ja: „Wenn Plan A nicht funktioniert, hat das Alphabet immer noch 25 weitere Buchstaben“. (Ein, wie ich finde, wirklich motivierender Satz, den wir zuletzt bei dem Einführungsworkshop unserer Organisation ganz am Anfang unserer Reise gehört haben.)

In einem Hostel hätten wir dann sogar ein Interview (=Vorstellungsgespräch) gehabt, nach ein bisschen Internetrecherche und der Erkenntnis, dass die als teilweise „worst hostel ever“ bewertete Unterkunft wohl doch nicht der richtige Arbeitsplatz für mehrere Wochen wäre, entschieden wir uns jedoch abzusagen. Abgesehen davon hatten wir uns parallel dazu auch bei zwei Hostels auf der Südinsel beworben und, wie ihr ja vielleicht aus dem letzten Eintrag wisst, den Job in Nelson letztendlich bekommen. Kurzfristig buchten wir also die Fähre nach Picton und den Bus, der uns von dort aus nach Nelson brachte.

Nachdem wir das Jobgedöns hinter uns gebracht hatten und es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich aufhörte zu regnen, konnten wir uns dann auch ein bisschen was anschauen. An einem Abend liefen wir zum Beispiel zur Oriental Parade, ein kleiner Strand mitten in der Großstadt und nur ein paar hundert Meter vom YHA-Hostel entfernt. Ansonsten spazierten wir durch die Stadt, an der Wasserfront entlang und durch die Einkaufsstraße, trafen zufällig gleich mehrere „alte Bekannte“ wieder, die wir schon aus anderen Hostels kannten, schauten uns in einem zum Kino umfunktionierten Theatersaal den Hobbit-Film an (wo sonst, wenn nicht in Neuseeland, dem Drehort des Films) und schafften es endlich, unsere neuseeländischen Bankkonten zu eröffnen.


Am letzten Tag in 2013 fuhren Sarah und ich mit der Kabelbahn auf den Berg, von wo man eine ziemlich tolle Aussicht über die Stadt hat. Bei der kleinen Wanderung durch die botanischen Gärten entstanden Bilder, mit denen ich euch mal eben ein paar „Frühlingsgefühle“ schicke ;)


Im Anschluss daran verbrachten wir noch ein paar Stunden im berühmten und auch wirklich schönen Nationalmuseum, dem „Te Papa“, bevor wir uns um kurz nach 11 nachts nachträglich zu Weihnachten beschenkten und dann wieder zur Oriental Parade liefen. Beim Gedanken an Silvester in Wellington hatten wir ja irgendwie schon ein bisschen Feuerwerk erwartet, nur wollte die Stadt wohl Geld sparen. Naja, so lange sie das dann auch sinnvoll investieren, ist das ja verständlich. So mussten wir uns also mit den paar Raketen zufrieden geben, die ein paar Touris am Strand verbotenerweise in die Luft schossen. Während uns der Wind nur so um die Ohren bließ, versuchten Sarah und ich uns außerdem an Fotos mit Langzeitbelichtung und Taschenlampe. Schaut mal, was meine liebe Sarah für mich in die Luft geschrieben hat :)


Das neue Jahr begann für uns nicht nur 12 Stunden früher als für euch in Deutschland, sondern auch mit frühem Aufstehen und einer Fährenfahrt auf die Südinsel, von der ja immer gesagt wird, dass sie die schönere der beiden Inseln ist. Nunja, wir werden sehen. Sonnige Grüße an euch alle, ich hoffe ihr friert gerade nicht zu sehr ;)


Dienstag, 14. Januar 2014

Update // Wwoofing, Weihnachten und 2014

Meine lieben Leser, ich hoffe es ist noch nicht zu spät, euch ein frohes neues Jahr zu wünschen. Das möchte ich nämlich hiermit tun :) Ich bin ja fast ein bisschen traurig, dass 2013 vorbei ist, es hat mir so viel Gutes gebracht und war (trotz Einigem, was weniger gut gelaufen ist) mein bisher wohl bestes Jahr überhaupt. Aber auch 2014 ist bisher gut zu mir, ich habe endlich das Gefühl, richtig in Neuseeland angekommen zu sein und fühle mich wohl. Seit Anfang des Jahres sind Sarah und ich auf der Südinsel, genauer gesagt in Nelson, und arbeiten hier wieder in einem Hostel für die Unterkunft. Darüber erzähle ich euch demnächst mehr, erstmal gibt es aber noch ein bisschen was aufzuholen. Mittlerweile hänge ich ja leider schon über einen Monat mit der Reise-Berichterstattung hinterher und das ärgert mich, vor allem weil ich weiß, das manche von euch auf Einträge warten (was mich natürlich total freut). Man denkt ja immer, die Zeit vergeht nicht, aber dann ziehen die Tage nur so vorbei und plötzlich ist schon wieder Mitte des Monats und die Fotos auf der Speicherkarte warten immer noch darauf, sortiert und hochgeladen zu werden.

Wie dem auch sei, ich denke zurück an die Zeit vom 11. bis zum 26. Dezember. Da waren Sarah und ich bei unserer dritten Wwoofing-Familie, in einem Ort namens Taihape und mitten auf dem Land. Diesmal hatten wir kein Zimmer im Haus, sondern schliefen in einem extra für Wwoofer hergerichteten und durchaus gemütlichem Caravan im Garten. Unsere Arbeit in den ersten Tagen bestand dann mal wieder hauptsächlich aus Unkraut jäten, aber auch umtopfen, gießen und Geschirr abspülen. Schon bevor wir Vanessa, Toby und die drei Teenager-Söhne kennengelernt haben, hatten sie uns per Mail gefragt, ob wir denn eine Woche auf das Haus, den Garten (= Gärtnerei) und die Tiere aufpassen würden, während sie im Urlaub sind. Nach den ersten 3 Tagen dort haben wir also zugesagt, uns um alles zu kümmern. Klar, die Vorstellung von einer Woche sturmfrei und dem anschließenden Weihnachten mit der Familie war ja auch ganz nett. So hatten wir also für eine Woche unsere eigene kleine Farm. Der Tag begann morgens um 8 im Tiergehege. Während Sarah die Ziege melkte, durfte ich sie unterhalten (also die Ziege, nicht Sarah). Abgesehen davon brauchten natürlich auch die Enten, die Hühner und Hähne, die Katzen und der Hase unsere Aufmerksamkeit. Zwischendurch hatten wir ein paar Gärtnerei-Kunden, abends wurden die Pflanzen gegossen. Die unangenehmste Aufgabe war für mich das Hühnereier einsammeln. Man stelle sich vor, die Hühner sitzen da in ihren Legekästchen, schauen dich böse an und fangen wie wild an zu picken, sobald du mit der Hand nach den Eiern greifst.

Jedenfalls: Ich glaube, wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Zu unserem Heimweh kamen Sorgen wie es weitergeht, Sarah hatte zwischen den vielen Gräsern starken Heuschnupfen und die ganze Situation auf der Farm hat unsere psychische Lage auch nicht gerade positiv beeinflusst. 50 Spinnen allein in der Dusche, totales Chaos im Haus, Stadt & Zivilisation 10km weg, reinstes Auf und Ab der Gefühle, Adventszeit ohne jegliche Weihnachtsstimmung und das alles tausende Kilometer weit weg von Zuhause. Ich kann nicht sagen, dass diese 2 Wochen nur furchtbar waren, nein, so geschrieben klingt das dramatischer als es war. Wir haben sowohl schlechte als auch gute Erfahrungen in dieser Zeit gemacht und wohl nochmal viel besser schätzen gelernt, was wir an unserem „eigentlichen Leben“ haben. Trotzdem war es der bisherige Tiefpunkt unserer Reise, zwischendurch hatte ich tatsächlich das Gefühl, es keine Sekunde länger auszuhalten. Ja, in manchen Momenten hätte ich mich gerne in den nächsten Flieger gesetzt, auch wenn ich mir trotz allem sicher war, das Ganze auf keinen Fall abbrechen zu wollen und irgendwo ja doch noch ein bisschen Hoffnung hatte, dass alles besser wird. Und das wurde es dann auch. Seit unserer Fahrt nach Wellington ging es wieder bergauf, wofür ich sehr sehr dankbar bin. Apropos: Danke an dieser Stelle an alle, die mich während diesem Durchhänger immer wieder aufgebaut und bestärkt haben. Was wäre ich ohne euch <3

Weihnachten war übrigens, wie schon erwähnt, eher unweihnachtlich und auch wenn es mir zu dem Zeitpunkt schon etwas besser ging, wäre ich am Heilig Abend nur zu gerne bei meinen Lieben gewesen. Skype hat mir aber ja zum Glück ermöglicht, zumindest virtuell dabei zu sein. Unsere Wwoofing-Familie hat sich gar nicht beschenkt, immerhin hatten sie aber einen kleinen Weihnachtsbaum und Kekse hatten Sarah und ich die Tage davor ein paar Mal gebacken. Nachdem unser Gastvater (übrigens ein Deutscher) am 25. Dezember, dem Weihnachtstag in Neuseeland, den halben Tag in der Küche verbracht hatte, gab es nachmittags Essen auf der Terrasse, während die Wetterlage der in Deutschland gar nicht so unähnlich war, 14 Grad und Sonne und Regen im Wechsel nämlich. Abends gab es dann noch durchaus leckere Süßspeisen, „Pavlova“ zum Beispiel, was mich sehr an Omas Baiser erinnert hat. Achja, Sarah und ich hatten übrigens beschlossen, uns statt zu Weihnachten doch lieber zu Silvester beschenken, da wir in Taihape ja kaum eine Möglichkeit zum Einkaufen hatten. So, bevor das hier noch ein halber Roman wird: Fotos, entstanden in der Vorweihnachtszeit.


In der Woche, in der Sarah und ich zu zweit auf der Farm waren, bin ich übrigens jeden Abend zu dem Pappbuchstaben-Schriftzug hochgestapft, um die nächste Zahl an den Zaun zu tackern, damit auch ja alle, die vorbeifahren, mitbekommen, wie lange es noch bis zum Weihnachtsmorgen dauert.  Cool finde ich die Idee ja schon, erinnert ein bisschen an den Hollywood-Schriftzug.

Den nächsten Eintrag gibt es bald, diesmal dauert es nicht 3 Wochen, versprochen ;)
Beste Grüße an euch alle aus sunny Nelson!